Mit sofortiger Wirkung hat Dominic Gundlach seinen Rücktritt als Vorsitzender der Paderborner FDP-Fraktion erklärt. Den hatte er am Wochenende schon wegen des medialen Drucks auf sein Reinigungsunternehmen G&J seiner Partei angeboten. Gundlach selbst sagt, es gehe ihm um das Wohl seiner Mitarbeiter.
Das dürfe nicht dadurch gefährdet werden, dass er in seiner bisherigen Funktion als Fraktionschef politisch weiter angegriffen wird. Unter anderem damit hat er seinen Rücktritt begründet.
Radio Hochstift hatte exklusiv berichtet, dass etliche Ex-Beschäftigte seiner Reinigungsfirma über schlechte Arbeitsbedingungen klagen und auch nach Monaten noch auf ihr Geld warten. Die Paderborner FDP hat sich nach der Fraktionssitzung am Abend ebenfalls geäußert: Ihr sei unabhängig von der von der juristischen Bewertung der Lohnklagen gegen G&J der Schutz von Arbeitnehmern im Niedriglohnbereich wichtig.
Nach Vorwürfen von Betroffenen, spitzt sich auch politischer Streit zu
Einem Mitglied der Fraktion reichte der Rücktritt offenbar nicht: Sascha Pöppe hat heute Morgen erklärt, aus dieser auszutreten. Das Verhalten Gundlachs sei nicht mit seinen moralischen Ansprüchen vereinbar und auch nicht mit einer Ratsmitgliedschaft. Er ist der Meinung, die Vorwürfe gegen Gundlach wiegen so schwer, dass der sein Ratsmandat niederlegen sollte. Das sehen seine Kollegen aber anders und deshalb will Pöppe aus der Fraktion austreten. Er meint: "Gerade eine Partei, die sich für den ehrbaren Kaufmann und den verantwortungsbewussten Unternehmer stark macht, darf ein solches Verhalten ihrer führenden Politiker nicht akzeptieren oder schönreden."
Kurze Zeit später schloss sich auch Kevin Heetfeld, Kreisvorsitzender der Jungen Liberalen Paderborn, dieser Meinung an. Er erklärt, als sachkundiger Bürger aus der Fraktion austreten zu wollen. Er schreibt: "Da die Fraktion sich nicht von dem Verhalten Dominic Gundlachs distanzieren wollte, werde ich mich distanzieren. Als Kommunalpolitiker hat man eine Vorbildfunktion, die Dominic Gundlach und Karsten Grabenstroer als dessen Unterstützer im Hinblick auf den Verbleib im Rat der Stadt Paderborn mit Füßen treten."
Ereignisse überschlagen sich
In einer internen Email, die versehentlich an die Öffentlichkeit geriet, werden weitere schwere Vorwürfe gegen Gundlach beschrieben. Dessen Fraktionsführung sei in den vergangenen Monaten im Wesentlichen durch Abwesenheiten geprägt. Auch gegen den Parteikollegen Karsten Grabenstroer wird scharf geschossen. Dieser habe als Gundlachs Unterstützer aufkommende Kritik im Keim erstickt. "Einzig und allein aus Geltungs- und Machtstreben auf den Verbleib Gundlachs in der Fraktion zu setzen, ist eine parteischädigende Farce."