Magersucht, Bulimie oder Binge-Eating - eine Essstörung hat viele Gesichter. Die Krankheit belastet im Alltag nicht nur die Betroffenen über mehrere Jahre. Auch die Familie und Freunde leiden mit. Wie das Leben mit dieser gefährlichen, psychischen Erkrankung aussieht, ist ein Bestandteil unseres Thementages. Wir stellen aber auch Angebote vor, die Hilfe anbieten.
Die drei häufigsten Formen einer Essstörung sind die Magersucht, die Bulimie und die Binge-Eating-Störung. In ihrem Leben sind etwa sechs Prozent aller Frauen und Mädchen betroffen. Männer und Jungen erkranken deutlich weniger: Hier wird eine der drei Essstörungen bei etwa zwei Prozent diagnostiziert.
Seit Beginn der Corona-Pandemie haben Essstörungen, vor allem die Magersucht, weltweit zugenommen. Auch in Deutschland berichten Krankenkassen wie die DAK und die KKH, dass die Zahl der Krankenhausbehandlungen aufgrund von Essstörungen seit 2020 gestiegen ist.
Vor zehn Jahren hat bei ihr die Magersucht angefangen. Die 25-Jährige hat uns ihre emotionale Geschichte erzählt.
"In meinem Körper hat sich ein Schalter umgelegt. Ich dachte, ich muss ganz viel Sport machen und mich nur noch ganz gesund ernähren. In meinem Kopf entstand so eine Angst vorm Zunehmen."
Anna-Lena Stockmeier kommt mehrmals in eine Klinik. Wie das für sie und ihre Mutter war und wie es ihr jetzt geht, könnt ihr hier nochmal Nachhören.
Vielen Betroffenen hilft nur bei der schweren psychischen Erkrankung nur eine Therapie in einer Klinik. Darüber haben wir mit Britta Lauber von der LWL-Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marsberg gesprochen. Sie behandelt in ihrem Alltag vor allem Mädchen mit schwerer Magersucht.
"Es geht darum, Essen auch wieder zu lernen und Gewicht aufzubauen. Das ist notwendig, um körperliche Folgeschäden zu vermeiden und auch eine psychische Stabilität zu erreichen."
Typisch für eine Magersucht ist ein starker Gewichtsverlust oder anhaltendes Untergewicht. Betroffene haben Angst davor, zuzunehmen oder zu dick zu sein. Daher schränken sie ihre Nahrungsaufnahme ein und nehmen immer weiter ab. Obwohl sie auffallend dünn sind, empfinden sie sich selbst als unförmig und dick. Die Magersucht wird auch Anorexie oder Anorexia nervosa genannt.
Ursachen können zum Beispiel eine erbliche Veranlagung sein, sehr frühes strenges Diäthalten, ein niedriges Selbstwertgefühl oder emotionale Labilität.
Die Magersucht hat ihren Beginn vor allem während der Pubertät. Aber auch junge Erwachsene und ebenso Kinder unter 13 Jahren können erkranken.
Das Hauptsymptom einer Bulimie sind regelmäßige Essanfälle. Bei so einem Anfall essen Betroffene innerhalb kurzer Zeit deutlich mehr als die meisten Menschen in einer ähnlichen Situation. Sie haben das Gefühl, nicht mehr mit dem Essen aufhören zu können und auch nicht kontrollieren zu können, was und wie viel sie essen.
Aus Angst vor einer Gewichtszunahme greifen Menschen mit einer Bulimie zu unangemessenen Gegenmitteln. Zum Beispiel essen sie unregelmäßig, hungern, fasten oder treiben übermäßig viel Sport. Oft führen Betroffene Erbrechen herbei oder nutzen Medikamente wie Appetitzügler, Abführmittel oder entwässernde Stoffe.
Die Bulimie tritt vorwiegend im späteren Jugendalter und jungen Erwachsenenalter auf. Die Mehrzahl der Betroffenen ist weiblich.
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Das Hauptsymptom einer Binge-Eating-Störung sind regelmäßig auftretende Essanfälle. Bei diesen Anfällen essen Betroffene innerhalb kurzer Zeit deutlich mehr als die meisten Menschen in einer vergleichbaren Situation. Sie haben das Gefühl, nicht mehr mit dem Essen aufhören zu können und auch nicht kontrollieren zu können, was und wie viel sie essen.
Die Betroffenen essen alleine und verheimlichen die Anfälle vor anderen Personen. Nach einem Heißhungeranfall ekeln sie sich häufig vor sich selbst, sind deprimiert oder haben Schuldgefühle.
Auslöser für Essanfälle können unter anderem emotionale Probleme sein.
Quelle: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
Falls ihr bei euch, in der Familie oder bei Bekannten ein zwanghaftes Esssverhalten feststellt, ist schnelle Hilfe wichtig. Da gibt es im Hochstift mehrere direkte, kostenlose Anlaufstellen, an die ihr euch wenden könnt.
Hilfe bekommt ihr unter anderem bei der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche in Paderborn. Die Beratung ist hier vor allem für Minderjährige gedacht. Die zum Teil sehr emotionalen Gespräche führt hier die Diplompsychologin Isabel Kaul.
"Wir fühlen die Probleme auf jeden Fall mit. Dabei müssen wir aber auch so viel Abstand behalten, um zu entscheiden: Was ist jetzt der nächste Schritt?"
Beim Gesundheitsamt des Kreises Paderborn können sich Erwachsene und deren Angehörige melden. Eure Ansprechperson ist da Andrea Schadomsky.
"Eine Essstörung ist für die ganze Familie eine enorme Belastung. Die Betroffenen verändern sich und triggern durch ihr Verhalten auch die Eltern und Angehörigen. Sie kitzeln raus: Hey, mit mir stimmt etwas nicht. Das führt oft zu Problemen."
Dann meldet euch gern bei Lena Leite per Mail.