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Julia Kleinekemper
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Warum so zaghaft, Ladies?

Frauen und Finanzen

Frauen könnten jetzt mit den Augen rollen: Warum ist das bitte immer noch ein Thema. Tja, weil es leider eben immer noch ein Thema ist. Laut Bundesfamilienministerium liegt die Entgeltliche zwischen Frauen und Männern immer noch bei 20 Prozent. Selbst bei gleicher formaler Qualifikation und ansonsten gleichen Merkmalen sind’s immer noch sechs Prozent. Warum ist das so? Klar, können wir jetzt mit dem Finger auf die Männer zeigen und auf die, die Bilder zeichnen. Christina Schlag schreibt auf Twitter zum Beispiel zurecht:

Und das Format cosmo_ard schreibt ironisch treffend darunter: "Toll, wenn Männer Familie und Beruf unter einen Hut kriegen."

Ja, das ist auch dumm. Aber meckern wird das nicht ändern. Nur wir Frauen können das ändern. Dazu ein paar kluge Worte von Carolin Kebekus:

So! Es braucht Vorbilder (zur Einordnung: Diese Worte hier werden von einer Frau geschrieben, die das zu 100 Prozent unterschreibt. Drei Mal. In unterschiedlichen Farben) "Aktien und Wertpapiere halten aktuell nur 9,5 Prozent der Frauen in Deutschland in ihrem Portfolio. Das sind fast 12 Prozent weniger als bei den Männern." So steht’s auf dem Blog von Madame Moneypenny, eine Frau, die sich auf Finanzcoaching vor allem für Frauen spezialisiert hat. Ein echtes Vorbild.

Vernetzen, auch im Job, nicht nur bei WhatsApp, Ellenbogen einziehen, gegenseitig hochdrücken und:

Sie macht Deals in Millionenhöhe - und hat fast nur mit Männern zu tun

Sie hat genau diesen Spruch da oben beherzigt: Katharina Dalka, gebürtige Paderbornerin, lebt seit Jahren in London und ist die Zielstrebigkeit in Person.

Abi in Paderborn, Bachelor im Studiengang Finanzen in Paris – und dann ging’s für den Master an eine Hochschule mit dem außergewöhnlichen Namen „Hochschule für Wirtschaftskriege“:

Diese Schule war tatsächlich der Militärschule sehr nah, das heißt alles, was Strategie betraf kam auch sehr aus dem Militärbereich.

Katharina Dalka lebte 14 Jahre in Paris, vor gut drei Jahren zog sie nach London.

Ich bin in einem Feld unterwegs, das man corporate finance nennt. Ich arbeite nur im Tech-Bereich, also nur mit Firmen, die mit Technologie zu tun haben. Auf der einen Seite berate ich Tech-Firmen. Und auf der anderen Seite berate ich auch Investoren, die in Tech-Firmen investieren wollen.

Die 36-Jährige hat mittlerweile ihre eigene Firma – über Mund zu Mund-Propaganda hat sich ihre gute Arbeit herumgesprochen – Kundenanfragen gibt’s daher von überall.

Im Moment ist es wirklich Europa, England unter anderem auch Afrika. Und ich plane auch, das weiter auszubauen - im Mittleren Osten.

Und bei den Deals, die die gebürtige Paderbornerin dann beispielsweise in der Elfenbeinküste eintütet, da geht’s nicht um zwei Euro fünfzig.

Meistens im Millionen-Bereich, Milliarden ist es jetzt nicht. Dafür ist meine Firma zu klein. Aber eigentlich, wenn man von solchen Investitionen spricht, geht es schon um ein paar Millionen.

Übrigens: Katharina Dalka verhandelt fast ausschließlich sogenannte Cross Border-Deals – also Verträge, in denen Partner aus mindestens zwei Staaten beteiligt sind. Und das alles mit 36 Jahren. Als Frau ist sie in diesem Feld aber eben ziemlich allein auf weiter Flur:

Ich arbeite zwischen Tech und Finanzen, das heißt ich bin eigentlich den ganzen Tag von Männern umgeben, die meistens auch älter sind als ich und dementsprechend auch viel Berufserfahrung haben. Also ich würde mich schon sehr freuen, wenn ich da anderen Frauen, auch jüngeren Frauen helfen kann und ein Vorbild sein kann.

Katharina Dalka hat eine hervorragende Ausbildung hinter sich – das reicht in der Männerbranche Finanzen anscheinend nicht.

Ich hab sehr hässliche Erfahrungen gemacht, muss ich sagen. Vor allem am Anfang meiner Karriere, wo ich auch noch viel jünger war, war extrem hart. Was auch sehr schade ist. Ich bin absolut keine Männer-Hasserin. Ich hab ganz tolle Männer um mich herum, mit denen ich zusammenarbeite, von denen ich viel lerne. Aber es war in der Tat schwierig und es ist teilweise auch immer noch schwierig. Aber jetzt bin ich ja schon ein bisschen dabei und mit der Erfahrung wird's auch einfacher.

Übrigens: Jeder Deal, den die gebürtige Paderbornerin aushandelt, ist wieder anders. Allein schon wegen der kulturellen Unterschiede zwischen Ländern wie England und der Elfenbeinküste.

Ich verhandel einen Deal mit einem Deutschen nicht so wie mit jemandem aus den Emiraten.  Das ist eine ganz andere Sache, das fängt anders an, das hört anders auf. Man geht mit den Leuten anders um, man redet mit den Leuten anders. Und ich denke, das ist auch Teil meiner Kompetenz.

Tolle Frau. Tolles Vorbild. Danke, Katharina Dalka!