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Finanzielle Freiheit?

Mit Anfang 30 nicht arbeiten müssen

Stellt euch vor, ihr seid Anfang 30 und ihr habt schon so ausgesorgt, dass ihr nicht mehr arbeiten müsst. Klingt wie ein unerreichbarer Traum? Bei dem 36-jährigen Lars Wrobbel aus Delbrück lief das genau so.

Mein erster Sparplan war irgendwie 25 Euro im Monat. Also ich hab Null finanzielle Bildung von meinen Eltern mitbekommen und hab auch wirklich komplett bei Null angefangen. Ich hab jetzt nicht irgendwie Vorteile gehabt oder so. Also das kann jeder schaffen. Aber man muss das Ziel halt wirklich ein paar Jahre verfolgen.

Und eisern sparen. Mit Mitte 20 ist er auf das Thema gestoßen und hat angefangen zu rechnen. Hat am Anfang 15 Prozent seiner Einnahmen gespart, mittlerweile liegt seine Sparquote bei 85 Prozent. Seine Fixkosten liegen trotz Kind und Unterhaltszahlungen im Monat bei schlanken 1.300 Euro. Er sagt: Wichtig ist: Kostenkontrolle!

Ein Haushaltsplan ist auf jeden Fall wichtig, ich führ das Ding monatlich. Wobei ich wöchentlich meine Kosten eintrage. Und was ich halt noch jährlich gemacht habe, das mach ich jetzt nicht mehr so unbedingt: Verträge überprüfen.

Das heißt: Jedes Jahr gucken, ob es nicht günstigere Strom- und Gasanbieter, gibt, ob es nicht eine billigere Autoversicherung gibt und die Versicherungen jährlich und nicht monatlich bezahlen.

Es gibt so viele Portale, die man nutzen kann. Und es gibt einfach keinen Grund, warum man für irgendeinen Vertrag 200 Euro mehr im Monat bezahlen sollte.

Außerdem: Bei Gehaltserhöhungen nicht den Lebensstandard erhöhen, sondern das Extra-Geld sparen. Oder zusätzlich einen 450-Euro-Job machen und die Knete anlegen. Und dann gibt’s natürlich auch alltägliche Fragen:

Natürlich muss man sich fragen, ob es jetzt unbedingt der 5-Euro-Kaffee von Starbucks sein muss, wo man sich für 15 Cent einen zu Hause machen kann.

Er selbst sagt: Man muss da diszipliniert rangehen, aber auch so, dass man trotzdem Freude am Leben hat. Ich hab ihn gefragt, ob er denn noch Essen geht zum Beispiel. Er so: Ja, aber er hat da gar kein Interesse mehr dran. Ok. Nagut. Zum Thema finanzielle Freiheit ist ihm jedenfalls aufgefallen:

Also die Leute denken immer, man braucht tatsächlich echt viel Geld. Aber ich kann aus Erfahrung sagen, dass man mit circa 250.000 Euro - ich glaube, dafür kaufen sich manche Leute Eigentumswohnungen - ganz gut als Single über die Runden kommt.

Natürlich kann man sich das durchrechnen und nach ein paar Jahren ändern sich Rechengrundlagen, man bekommt Kinder etc., dann müssen andere Sparziele gesteckt werden. Lars Wrobbel aus Delbrück ist Online-Unternehmer, aber: eigentlich muss er eben nicht mehr arbeiten. Früher war er unglücklich beschäftigt als ITler. Als er nach ein paar Jahren rechnerisch finanziell frei war, hat sich dann so auf der Arbeit bemerkbar gemacht:

Dass ich mir mehr Dinge herausgenommen hab. Das heißt, ich bin hier und da mal aufmüpfiger geworden oder hab gesagt: Mach den Scheiß alleine. Weil ich einfach die Sicherheit hatte: Wenn ich jetzt rausfliege, fliege ich halt raus. Dann ist es nicht so schlimm. Aber ich hab mir viele Sachen dann tatsächlich nicht mehr gefallen lassen.

Einfach weil er’s kann.

Lars Wrobbel

Aber wenn wir ehrlich sind: Es gibt leider viel zu viele Menschen, die unglücklich in ihrem Job sind und sich genau sowas wünschen. Und Lars sagt: Das ist eigentlich für jeden machbar. Wichtig ist, dass sparsam zu leben. Es glauben nur halt nicht viele dran, auch im eigenen Umfeld nicht:

Der Freundeskreis passt sich schon an. Also ich hab mir natürlich Freunde gesucht in diesem Umfeld. Aber die sind irgendwo in der Welt verteilt, man trifft sich vielleicht zwei, drei Mal im Jahr, vielleicht in Malaysia, da war es das letzte Mal oder in Thailand oder sonst wo. Aber die sind jetzt nicht in meiner Nachbarschaft. Also wenn ich jetzt in Delbrück jemanden finden könnte, dann würde ich mich mit Sicherheit auch mit dem darüber unterhalten, aber das ist halt relativ schwierig, so in der direkten Nachbarschaft.

Wenn jetzt alle ihre Jobs kündigen, wäre das eine Katastrophe für unser Wirtschaftssystem und es ist ja auch schön, sich mal etwas zu gönnen, aber: Lars Geschichte zeigt auch, dass es sich lohnt, zwischendurch mal die Pobacken zusammenzukneifen und dann mit der hohen Kante n bisschen entspannter durchs Leben zu gehen.

Das war schon nicht so einfach, aber dann war es wirklich... cool. Sich den Tag frei einteilen zu können.

Er sagt: Auch Geringverdiener können das hinkriegen. Schwierig wird’s bei drei Kindern und einem Eigenheim, das man abbezahlen muss. Deshalb: So früh wie geht anfangen mit dem Sparen. Während wir morgensd unsere müden Körper aus dem Bett operieren und uns für die Maloche das zerknitterte Gesicht unterm kalten Wasser waschen, dreht sich Lars Wrobbel nochmal ganz entspannt um:

Klar, es variiert. Mal fang ich um halb 10 an, mal um halb 11. Gestern hab ich beispielsweise sechs Stunden gearbeitet.

Lars ist finanziell frei und macht jetzt halt das, was ihm Spaß macht.

Tatsächlich war mein Ziel immer mit 40 finanziell frei zu sein. Jetzt hab ich es halt schon mit damals 33 geschafft. Ist aber ein hartes Brot für jemanden mit drei Kindern und Eigenheim, das stimmt.

Aber auch dann ist es möglich, letztlich geht’s halt darum, möglichst viel zu sparen und möglichst wenig auszugeben. Er gibt monatlich 1.300 Euro aus, inklusive Unterhaltszahlungen. Also ihr seht: Das geht schon, aber das geht halt auch genauso wie jeden Tag Sport machen. Am Ende ist der eiserne Wille leider oft hinter dem schwachen Schweinehund versteckt. Am Anfang hat Lars über das Thema noch im Bekanntenkreis gesprochen:

Bin aber extrem auf Unverständnis gestoßen. Ich mein, es gibt heute noch Leute von meinem Ex-Arbeitgeber, die denken, ich komme zurück. Es gibt immer Leute, die haben sich dafür interessiert und haben dann aber auch schnell gemerkt, das funktioniert nicht oder das ist mir viel zu anstrengend oder da muss ich Einschnitte in meinem Leben machen.

Die musste er auch machen, mittlerweile hat er so ausgesorgt und hat sein Geld über die Jahre eben so angelegt, dass er sorgenfrei finanziell frei ist. Er zeigt’s nur nicht.

Ich hab schon darüber gesprochen, aber ich hab mir nie Provokationen dadurch eingefangen. Also ich fahre einen Fiat, der ist 12 Jahre alt. Obwohl ich auch etwas anderes fahren könnte, einfach weil's mir egal ist. Und deswegen fall ich auch nicht so auf.

Sehr sympathisch. Wie schaffen wir es, dass wir im Alter nicht mit komplett leeren Händen dastehen? Das ist schon eine Frage, die vielen Kopfzerbrechen bereitet. Finanzielle Freiheit geht aber eben noch weiter.

Tatsächlich ist das mehr fokussiert auf junge Leute, die darauf gestoßen sind und denken: Boah, das ist geil. Und Leute, die auch noch Bock haben, etwas zu erreichen. Ich glaube ältere Menschen sind oft einfach satt oder die haben sich hingegeben in ihr Schicksal und denken: Ach, sind noch 20 Jahre bis zur Rente. Und die ziehen das dann einfach durch.

Lars Wrobbel aus Delbrück hat’s auch durchgezogen, aber eben das mit der finanziellen Freiheit. Wie er das gemacht hat? Siehe oben: Sparen. Sparen. Sparen. Und den Gürtel bis Anschlag eng ziehen.

Ich hatte ein Minimalziel, wo ich von ausgehen konnte, dass ich davon als Single überleben kann. Und dann hatte ich noch zwei größere Ziele, die ich erreichen wollte für den Fall, dass sich mal Lebensumstände ändern.

Zum Beispiel Kinder. Er führt ein Haushaltsbuch, hat einen genauen Überblick über seine Kosten, spart, wo er eben kann. Das ist nicht für jeden etwas. Aber er sagt: So kleine Dinge, die tuns auch schon. Wenn ihr zum Beispiel das Glück habt, eine Gehaltserhöhung zu bekommen.

Bei vielen Leuten ist das so, dass sie halt ihren Lebensstandard anpassen anstatt dass sie das Geld anders anlegen. Ein Schlüssel: Wenn man mehr Geld verdient, das dann auch ordentlich anlegen. Und seine Lebenshaltungskosten so hält und versucht dann noch etwas dazuzuverdienen nebenbei, das geht auch.

Er schließt da zum Beispiel einen 450-Euro-Job nebenbei nicht aus. Klar, ist das hart. Aber es ist eben eine Möglichkeit, um sich was anzusparen. Und dann kommt’s auf das richtige Anlegen an. Da sagt er übrigens: Keine Angst davor haben:

Man wird Geld verlieren, da kommt man gar nicht umhin. Aber man muss trotzdem irgendwo anfangen, weil was ist die Alternative? Willst du das Geld irgendwo auf dem Girokonto lassen, wo es ganz sicher weniger wird? Also das ist halt alternativlos eigentlich.