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Worauf sollten Eltern achten?

Das Internet vergisst nie, wie man so schön sagt. Besonders schlimm ist das aber, wenn Kinder darin involviert sind. Lissy Ishag aus Paderborn versucht in ihrer ZDF-Sendung „hallo Deutschland!“, sowie als Botschafterin von dem Medienratgeber „Schau hin!“ Eltern für das Thema zu sensibilisieren. Wir haben mit ihr für unsere Themenwoche "Unser Leben mit Social Media" darüber gesprochen.


"Es geht dabei um Bestätigung. Nicht ums Kind"

Facebook-Freunde löschen, weil diese nicht aufhören, Fotos von ihren Kindern zu posten. Klingt radikal, aber genau das hat Lissy Ishag gemacht. Die Paderborner ZDF-Moderatorin beschäftigt sich beruflich mit dem Thema Kinderfotos im Internet. In ihrer Sendung „hallo Deutschland!“ hat sie oft mit sexuellen Missbrauchsfällen zu tun. Ein Fall vor ein paar Jahren, bei dem die Polizei ein Opferbild veröffentlicht hat, hat sie in ihrer Arbeit bestärkt, erzählte sie im Radio Hochstift-Gespräch:

"Es war ein kleines Mädchen, das war drei Jahre alt. Das Mädchen war auf diesem Foto zu erkennen und auch angezogen und untenrum war das Bild unkenntlich gemacht, sodass man nicht erkennen konnte, was darauf passiert. Das haben wir in der Sendung gezeigt. Das Bild kam aus dem Darknet. Innerhalb von zwei Tagen war der Täter gefunden und gefasst."

Als Botschafterin von dem Medienratgeber „Schau hin!“ klärt sie Eltern auf. Auch Fotos, die Eltern ganz unbesorgt von ihren Kindern hochladen, können plötzlich in Pädophilen-Foren landen. Eltern sollten sich jedes Mal wirklich fragen, wieso sie dieses Foto ihres Kindes unbedingt bei Social Media posten wollen. 

"Es geht ja um Bestätigung. Ich möchte Klicks und Likes kriegen und Kommentare wie "hübsches Kleidchen, wie süß, erster Zahn fehlt - wie toll". Man selbst will die Bestätigung, es geht nicht ums Kind und dann sollte man das Kind auch rauslassen."

Lissy Ishag spricht die Eltern bei Instagram, Facebook und auch etwas privater über ihren eigenen WhatsApp Status an. Bei manchen kommt der Appell an und bei anderen eben nicht. Sie bekommt oft Zuschriften von Menschen, die ohnehin keine Bilder von ihren Kindern teilen und die unterstützen Ishag auch in ihrem Anliegen. Andere, die ihre Babys im Profilbild zur Schau stellen, wählen dann für ein paar Tage ein anderes Profilbild. Und irgendwann ist es wieder das Baby. 

Letztendlich muss jeder selber die Entscheidung treffen. Aber was die Eltern eben nicht vergessen dürfen, ist, dass ihre Kinder ein Recht am eigenen Bild haben. Und ganz ab von der schlimmen Vorstellung, dass die Fotos von Dritten gespeichert und missbraucht werden können, kann es auch einfach sein, dass die Fotos den Kindern später mal peinlich sein könnten. Eine Möglichkeit für Eltern könnte sein, die eigenen Kinder unkenntlich nur von hinten zu posten. Am Besten wäre aber natürlich ganz darauf zu verzichten.

Es machen selbst Leute, die es besser wissen müssten...

Worüber sich Ishag immer wieder wundert ist, dass selbst solche Leute Bilder von ihren Kindern posten, die eigentlich so reflektiert sind, dass sie es besser wissen müssten. Trotzdem gehen diese Menschen dieses Risiko ein. Sie posten Bilder vom Kind mit verschmiertem Mund, mit dem ersten Zahn oder beim Spielen am Strand. Die Paderborner ZDF-Moderatorin Lissy Ishag sagt: Das ist nicht gut! Deshalb setzt sie sich als "Schau hin!"-Botschafterin dafür ein, Eltern für die Gefahren zu sensibilisieren. Der Schlüsselmoment, wieso sie sich mit dem Thema beschäftigte, kam aus dem Bekanntenkreis. Sie erzählte uns von einem Mädchen:

"Die hat zum Beispiel Tik Tok-Videos gemacht. Sie war 11 Jahre alt. Ich bekam mit, wie sie zu "You can blow my whistle, baby" - obwohl sie gar kein Englisch kann - lasziv getanzt hat und das mitgesungen hat. Und das war eben auch öffentlich einsehbar. Und sie hat nicht gecheckt, was das Lied eigentlich bedeutet, wen das ansprechen kann, wer das alles gucken kann. Sie macht halt einfach und da interessiert es auch keinen so richtig, was sie macht."

Und was vielen Eltern, die Fotos oder Videos von ihren Kindern hochladen, nicht bewusst ist: Das Material kann ganz schnell in die falschen Hände geraten. Schockierend, aber wahr: Ishag hat sogar schon folgende Reaktionen mitbekommen:

"Es gibt sogar Leute, die sagen: Auch wenn das irgendwen sexuell stimuliert - solange mein Kind nicht bedroht ist oder der hier nicht anruft - was soll's. Eltern sind auch oft überfordert mit so vielen neuen Sachen. Dann wissen die gar nicht so richtig, was es alles gibt. Diese Initiative (Schau hin!) klärt auf. Es gibt so viele Dinge, die auf Kinder und Jugendliche zukommen. Da sollte man informiert sein."

Noch einmal: Was bei diesem Thema ganz wichtig ist – die Kinder haben ein Recht am eigenen Bild. Und die Fotos können von anderen kopiert, gespeichert, geteilt und bearbeitet werden. Das heißt, wenn ihr Kind auf dem Foto bekleidet ist, ist es das auf dem Bearbeiteten vielleicht nicht mehr. Löschen bringt da auch nix – was einmal im Internet ist, bleibt dort. Das Beste wäre also gar keine Fotos von seinen Kindern hochzuladen beziehungsweise nur welche, wo sie zum Beispiel von hinten zu sehen sind.


Servicestellen und weitere Informationen:

Hier haben wir für euch einige nützliche Informationsstellen herausgesucht zum Thema "Kinder auf Social Media":

Schau hin!

Elternguide

Jugendschutzlandesstellen

Servicestelle Jugendschutz

Deutsches Kinderhilfswerk

klicksafe.de

So sind Kinderfotos im Netz unbedenklich:

  • das Kind vor der Veröffentlichung um Erlaubnis fragen,
  • keine Fotos hochladen, die das Kind in peinlichen oder unangemessenen Situationen zeigen
  • Gesichter können durch Unschärfeeffekte oder Emojis verdeckt werden
  • keine personenbezogenen Daten veröffentlichen (z. B. Name, Adresse)
  • die Sicherheits- und Privatsphäre-Einstellungen für Fotos überprüfen und die Sichtbarkeit einschränken
  • lädt jemand anderes ein Bild des eigenen Kindes im Internet hoch, um die Löschung bitten; ansonsten den Vorfall beim Betreiber melden.

Quelle: Gewerkschaft der Polizei

Tipps und Infos:

  • Sie können einen passwortgeschützten Online-Ordner erstellen und diesen via Link mit ausgewählten Personen teilen. (Dropbox, OneDrive, Google Drive etc.)
  • Einzelne Fotos über Privatchats versenden
  • Eltern tragen Verantwortung dafür, dass die Persönlichkeitsrechte ihrer Kinder respektiert werden: Kinder haben ein Recht am eigenen Bild
  • Im Sinne des Urheberrechts handelt es sich um eine "öffentliche Zugänglichmachung“
  • Die Bilder können durch Dritte ins Darknet gestellt werden und auf Pädophilen-Foren landen
  • Würde ich das Foto auch posten, wenn ich das Kind wäre, das darauf zu sehen ist?