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Patrick Rickert
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Radikalisierung auf Social Media

Extremismus beziehungsweise eine Radikalisierung in Social Media-Kanälen – das gibt es auch im Hochstift und auch das ist Teil der Social Media-Welt. Ein Ort, in dem sich neben Facebook zum Beispiel vieles abspielt ist der vielzitierte Messengerdienst Telegram. Nicht jeder, der in solchen Gruppen landet, ist radikalisiert oder Extremist - problematisch sind aber solche, die es sind, die dort aktiv sind und denen man sich möglicherweise unbewusst anschließt und von denen man sich beeinflussen lässt.

Anfang September vergangenen Jahres wurde bei Telegram eine Gruppe von und für Paderborner Querdenker gegründet. Los ging es ansatzweise harmlos – man suchte einfach Gleichgesinnte: Schon ganz schnell wurden aber auch fragwürdige Inhalte geteilt – zum Beispiel ein Vergleich zwischen Maske tragen und dem Tragen des Judensterns.

Wie sich Diskussionen hochschaukeln...

Zum Thema Maske werden dort auch Praxistipps verteilt, wie zum Beispiel am besten darauf verzichtet werden kann. Über die Monate wurde der Ton rauer und rauer.

"Jetzt sollen die alten mit dem Dreck geimpft werden, die können ja eh verrecken. Gibt wieder Platz für neue Flüchtlinge."

"Die Geimpften bringen uns um!!! Sie sind hochinfektiös und bringen uns den Tod!"

"Krieg. Jetzt geht es los."

Jetzt könnten wir sagen: Die selbsternannten Querdenker beachten wir nicht. Das Problem ist nur: Natürlich lassen sich einzelne Mitglieder davon anstacheln. Einzelne sorgen dafür, dass beispielsweise Demos aus dem Ruder laufen – sie sorgen aber natürlich auch dafür, dass Leute verunsichert werden und Fake-News entstehen beziehungsweise verbreitet werden.

Impfgegner, AfD-Anhänger, Esoteriker – auch bei den Paderborner Querdenkern finden wir diese bunte und durchaus gefährliche Mischung. 

Etwa 150 Mitglieder hat die Gruppe aktuell. Permanent werden Fotos, Videos, Screenshots und Beiträge geteilt. Inhaltlich geht es immer darum, dass die Corona-Pandemie eigentlich gar nicht existiert beziehungsweise, dass man sich wehren müsse.

Ging es anfangs in der Gruppe auch noch ansatzweise um sachliche Diskussionen fallen in den vergangenen Wochen immer häufiger Sätze wie „Das korrupte Dreckspack aus dem Bundestag“, „Merkel in Adolfs Fußstapfen“ oder schlicht „Krieg – Jetzt geht es los“.

Bei den Forderungen der Querdenker fällt dann auf, dass immer wieder auch eindeutige AfD-Positionen wiedergegeben werden. Zum Beispiel hinsichtlich der Politik oder der Medien. Alle Parteien außer der AfD seien korrupt. Die Medien werden selbstverständlich als Lügenpresse bezeichnet. Die GEZ sollte abgeschafft werden. Dazu immer mal wieder Vergleiche mit der Zeit des zweiten Weltkriegs. Es wird also eindeutig auch am rechten Rand gefischt.


 

BKA untersucht Querdenker-Drohungen gegen Paderborner CDU-Bundestagsabgeordneten Linnemann

„Wir haben die Gruppen im Blick“ – so äußert sich der NRW-Verfassungsschutz auf Radio Hochstift-Anfrage in Bezug auf sogenannte Querdenker in Paderborn. Erst am 28.04.2021 wurde bekannt, dass Teile der Querdenken-Bewegung jetzt auch vom Verfassungsschutz des Bundes beobachtet werden.

Darüber hinaus beschäftigt sich das Bundeskriminalamt auch erneut mit massiven Drohungen gegen den Paderborner CDU-Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann. Das hat Radio Hochstift exklusiv erfahren. Dabei geht es um oben genannte Anfeindungen aus der Gruppe der Paderborner Querdenker.

Auslöser für die Drohungen gegen Linnemann war das Ja des CDU-Politikers im Bundestag zum Infektionsschutzgesetz. In einer Gruppe der Paderborner Querdenker im Messengerdienst Telegram brannten einigen Mitgliedern daraufhin offensichtlich die Sicherungen durch. Ein Mitglied bezeichnete Linnemann als „Drecksau“. Linnemann solle „schlimmes widerfahren“, er solle „finanziell ruiniert werden und nie wieder auf die Beine kommen“. Ein anderes Mitglied schrieb wörtlich: „Den müssen wir belagern.“